QUOTE
Discount-Voice oder Smart-Voice?
Um es gleich vorwegzunehmen: VoIP ist kein Thema für Schnäppchenjäger. Die Regulierungsbehörde hatte nicht nur zum 18.10. zur großen Diskussion über VoIP nach Bonn eingeladen, sie machte auch in den ersten Minuten deutlich, dass aus der Sprachtelefonie kein Discount Produkt werden soll.
Vielleicht wird die vielfach geforderte Entbündelung von DSL-Anschluss und Telefonanschluss kommen - das heißt aber nicht, dass damit auf der Kundenseite die Kosten für den Telefonanschluss vollständig eingespart werden können.
Die Vorstellung, für einen Anschluss zu bezahlen, der nicht mehr benötigt wird, dürfte manchen an den Heizer erinnern, der noch eine Zeitlang auf der Elektrolok mitgefahren ist. Hier liegt der Fall aber anders. Schließlich kommt DSL sozusagen huckepack über das alte Kupferkabel. Es ist daher logisch, dass die Kosten für die Netzinfrastruktur getragen werden müssen.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass bei den ca. 500 Diskutanten eine rechte Hypestimmung nicht aufkommen wollte. VoIP ist eine interessante Erweiterung der Kommunikationsmöglichkeit, die sich allmählich neben dem alten analogen oder dem ISDN Anschluss verbreiten wird. Das gilt für Unternehmen, die mit der Internettelefonie kostengünstig ihre Standorte vernetzen. Das gilt aber auch für die privaten Nutzer, die über DSL sozusagen einen zusätzlichen Telefonanschluss zu niedrigsten Kosten erhalten, den sie überall dort nutzen können, wo sie einen Internetzugang haben. Wie viele letztlich ihren alten Telefonanschluss dann kündigen, wird sich zeigen. Es sah nicht so aus, dass diese Frage den Netzbetreibern aktuell den Schlaf raubt.
Spannend wurde die Diskussion, als der aus New York eingeflogene Eli Noam das Stichwort "Smart Voice" fallen ließ. VoIP wird mehr als klassisches Telefonieren sein. Was von dem, was technisch möglich ist, auch in den Markt kommt, ist heute noch nicht klar. Vom Voice-Chat bis zum Videoconferencing ist vieles denkbar. Auch Push-to-Talk wird nicht dem Mobilfunk vorbehalten bleiben, sondern die Sprachversion des Instant Messaging werden. Aber wo Sprache ist, da ist auch das Bild - und so ist dann auch Push-to-See am Horizont. Weiter wird es gehen mit der Integration von Sprache in normale Internetanwendungen wie im eCommerce. Und Spracherkennung öffnet dann die Tür, diese Prozesse auch kostengünstig zu automatisieren.
Um ehrlich zu sein: Ganz so weit wurde der Bogen in Bonn nicht gespannt. Aber es wird ja noch erlaubt sein, den Appetit auf VoIP zu wecken, auch wenn nicht alles billiger werden wird.
Quelle:
www.ecin.de