Zeit- und Kraftmanagement

Evelyne Marti

Angesehenes Mitglied
Hallo zusammen

Ich bin selten sauer auf andere, aber oft auf mich selbst, weil ich nicht immer die Disziplin aufbringe, um meine Pläne durchzusetzen. Ich las eigens Selbstmotivations- und Selbstdisziplin-Bücher dazu, kaufte mir zudem Suggestions-CDs, aber ich fühle mich oftmals einfach nur überfordert. Und trotzdem muss ich unbedingt einen Weg finden, Kraft dafür zu finden, denn meine Pläne sind durchdacht, gesund und notwendig. Ich kenne den richtigen Weg, muss jedoch noch die Kraft finden, es umzusetzen.

Nach meiner Erfahrung braucht es meist einen ganz besonderen Motivationsschub, um sich zu aktivieren. Hilfreich ist es auch, wenn das Ziel gut erreichbar ist, dann steigt die Motivation, es erreichen zu wollen. Im Gegenzug sinkt die Motivation, wenn der Weg zum Ziel beschwerlich und lange dauert. Deshalb sind Teilziele sicher hilfreich.

Demotivierend sind zudem Rückschläge, denn auf einmal liegt das Ziel wieder in weiter Ferne. Am Schlimmsten ist es, wenn man zu glauben beginnt, man könne das Ziel nicht mehr erreichen, zumindest nicht in absehbarer Zeit. Das demotiviert zusätzlich, sodass der Gram über die verlorene Schlacht auch noch die restliche Kraft entzieht.

Es geht also darum, Kraft zu erhalten, sich motivieren zu können, eine gewisse Selbstdisziplin als Gewohnheit umzusetzen, bis es nicht mehr schwer fällt, bestenfalls eine Gewohnheit, welche wiederum neue Kraft zuführt, wodurch die investierte Zeit und Kraft wieder zurückgewonnen werden kann für allfällige Pflichten.

Ein Beispiel: Ich lege mich in dieser Jahreszeit fast täglich für eine halbe Stunde in den Gartensessel, weil ich festgestellt habe, dass ich dadurch Sauerstoff und Licht aufnehme und es mir danach fühlbar besser geht. Deshalb ist es keine vergeudete Zeit, im Gegenteil. Danach arbeite ich besser.

Nun gut, eine halbe Stunde kann sich wohl noch jeder leisten. Aber sobald ich mehr Zeit und Kraft investieren muss, zweifle ich, ob es sich ausbezahlt.

Mir fällt es schwer, mir Freizeit zuzugestehen. Ich empfinde es oft als Zeitverschwendung, wo ich eigentlich arbeiten müsste als Selbständige. Doch ist mir an sich klar, dass ich mir qualitativ hochwertige Freizeit gönnen sollte, um längerfristig mehr Kraft dazuzugewinnen.

Ein weiteres Beispiel: Ich hab mir ein neues Rad gekauft. Mein altes hatte nach 26 Jahren ausgedient.

Was mich zum Radfahren motiviert:

- beruflich: Ich muss wichtige Pakete bei der Post holen oder aufgeben und das Postfach leeren.
- Einkäufe: Wenn ich schon unterwegs bin, gehe ich auch einkaufen und zur Bank. Wenn die Reserven ausgehen, dann auch mehrere Fahrten ins Nachbardorf.
- Das Wetter ist prächtig. Es zieht mich nach draußen in die schöne Natur. Ich will mich bewegen und Kraft durch Natur und Bewegung erhalten.
- Flucht: Zuhause wird es aufgrund von unerfreulichem Familienbesuch derart ungemütlich, dass unter diesen Umständen die Arbeit litte oder ich davon abgehalten würde. Deshalb muss ich mich mit meiner Arbeit nach draußen flüchten. Dadurch wird das Rad notwendiges Mittel zur Arbeitsklima-Gewährleistung.

Was mich demotiviert:

- beruflich: Die Arbeit lässt sich nicht nach draußen mitnehmen, PC-Arbeit, welche erledigt werden muss, oft auch mit Internet-Recherchen. Also möglichst nicht unnötig Zeit verlieren, der Auftrag eilt.
- Ich glaube nicht daran, dass sich der Zeitaufwand für eine Radtour lohnt, ich dadurch derart viel Kraft erhalte, um die verlorene Zeit wieder einzuholen bzw. die Zeit- und Kraftinvestition durch eine Kraftpotenzierung in einen Gewinn umzuwandeln, zumindest nicht kurzfristig für die aktuelle Arbeit.
- Das Wetter ist regnerisch, kalt, trüb.
- Einkäufe: Es ist besser, wenn ich nicht zu oft Einkäufe mache: So spare ich eher.

Was mich zum Radfahren motivieren sollte, es jedoch nicht ausreichend tut:
- Radfahren ist gesund. Langfristig gesehen würde es mich fitter machen und mein Leistungspotenzial erhöhen, was ich ja anstrebe.

Wie motiviert ihr euch in Situationen, wo es euch schwer fällt?
 
Das große Problem der Motivation hab ich meistens auch , sei es für die uni (themen erscheinen mir stets irrelevant) oder für manche aspekte meiner programmierarbeit (och nöö, nicht das auch noch!) - ich gerade dann immer wieder in die aufschieberitis, mein ärgster feind!
wenn man sich dann einmal dazu überwunden hat, etwas zu tun, z.b. aufräumen, programmieren, ein volkswirtschaft buch lesen und man nach einiger zeit im thema "drin" ist, bringt es einem sogar richtig spaß. danach verfalle ich aber leider wieder in meinem faulheits trott
sad.gif
 
Hi Big Rob

Heute wäre ich gern mit dem Rad losgefahren bei dem schönen Wetter, musste aber durchgängig arbeiten, ein dringlicher Auftrag, bin immer noch dran. Am Dienstag war ich aber mit dem Rad lange unterwegs (Einkäufe im Nachbardorf), hat mir gut getan.

Bei den Aufträgen besteht die Motivation u. a. durch den Zeitrahmen, den man zur Verfügung hat, aber wäre gut, wenn man sich auch für eigene Projekte immer ausreichend motivieren könnte, trotz vieler anderer Pflichten.
 
QUOTE Ich glaube nicht daran, dass sich der Zeitaufwand für eine Radtour lohnt, ich dadurch derart viel Kraft erhalte, um die verlorene Zeit wieder einzuholen bzw. die Zeit- und Kraftinvestition durch eine Kraftpotenzierung in einen Gewinn umzuwandeln, zumindest nicht kurzfristig für die aktuelle Arbeit.



QUOTE Mir fällt es schwer, mir Freizeit zuzugestehen. Ich empfinde es oft als Zeitverschwendung, wo ich eigentlich arbeiten müsste als Selbständige. Doch ist mir an sich klar, dass ich mir qualitativ hochwertige Freizeit gönnen sollte, um längerfristig mehr Kraft dazuzugewinnen.


Dein Hauptproblem scheint wohl zu sein, daß du wohl bei fast allem überlegt, was das für deine Arbeit bringt und dir andere Aktivitäten sehr fragwürdig erscheinen.

Es zählt nicht wie viele Stunden man täglich arbeitet, sonder wie produktiv diese Stunden sind. Gerade wer viel arbeitet ist nicht unbedingt produktiver als jemand, der wenig arbeitet. Wer viel arbeitet ist in der Regel schneller müde und langfristig wohl irgendwann total ausgebrannt.

Ich werde nach einigen Stunden am Computer sehr müde und bekomme dann fast gar nichts mehr geregelt, deswegen arbeite nur wenige Stunden pro Tag. Wenn ich den ganzen Tag arbeiten wollte, dann muss ich nicht selbständig sein. Für mich ist das einer der Hauptgründe selbständig zu sein, daß ich mit weniger Arbeit, dass gleiche oder mehr verdienen kann als wenn ich irgendwo angestellt wäre. Verdient man allerdings weniger oder gleich viel, dann sollte man sich sowieso überlegen, ob man nicht besser als Angestellter sein Geld verdienen sollte. Für mich ist Freizeit wichtiger als ein paar Euros mehr zu verdienen. Wenn man den ganzen Tag arbeitet, dann kann man sowieso nichts mit dem Geld anfangen, außer sich goldene Wasserhähne kaufen. *gg* Es bleibt vor lauter Arbeit, dann keine Zeit für Ausflüge, Kino, Reisen, Videospiele, Konzerte, Party, ... Außer du willst Geld ansammeln für deine Erben.
 
Hallo Rainer

Bei mir ist die Selbständigkeit eher eine Notwendigkeit, weil ich zuhause gebraucht werde von den Kindern (Nichte und Neffe) und ich trotzdem Geld verdienen muss. Wär natürlich schön, wenn sich in 2 Stunden gleich ein Monatslohn verdienen ließe, aber dafür bin ich noch zu wenig lang selbständig und habe zu wenige Stammarbeitgeber. Ich muss also schon hart arbeiten für mein Geld, wobei die Härte eigentlich nur der Zeitfaktor ist, denn an sich lektoriere ich gerne.
 
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