Finanzkrise

Evelyne Marti

Angesehenes Mitglied
Halli Hallo

Ich hab gerade vergeblich nach diesem Thema hier gesucht. Wundert mich, dass noch niemand einen Thread dazu eröffnet hat, wo doch viele voll Panik schieben.

Gestern war ich bei einer Podiumsdiskussion über die derzeitige Finanzkrise. Da saßen nicht nur Banker aus der Schweiz, sondern auch einige aus China und den USA, alles in Englisch.

Der Haupttenor: Europa ist nicht China. Mag China sich auch ruinieren, Europa bleibt das Schlaraffenland wie eh und je, also kein Grund zur Sorge.

Die Leutz waren richtig gut gelaunt, es wurde viel gescherzt, am Ende zig-mal gedankt und geklatscht, ein absolut optimistischer Nachmittag, als wäre die Finanzkrise reinste Panikmacherei.

Und nun muss ich mir keine Gedanken mehr machen, stimmt´s?
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QUOTE Wundert mich, dass noch niemand einen Thread dazu eröffnet hat, wo doch viele voll Panik schieben.


Wer schiebt den wirklich Panik? Selbst ich als Hypo Real Estate Kleinaktionär schiebe keine Panik. Naja, das einzige Böse was kommen wäre eine Zwangsenteignung der Aktien. Da kann man dann nicht mehr langfristig durch Nachkäufe seinen Verlust reinholen.


QUOTE Mag China sich auch ruinieren, Europa bleibt das Schlaraffenland wie eh und je, also kein Grund zur Sorge.


Woher soll dann Europa bleiverseuchtes Billigspielzeug, minderwertige Unterhaltungselektronik und Textilien, die beim ersten mal Waschen stark einlaufen, herbekommen? Mein Gott, die Karawana wird halt einfach weiterziehen. Früher kam dieser Dreck aus Hong Kong und Taiwan, heute noch aus China und Morgen wohl aus Indien oder sonst wo her!
 
QUOTE Und nun muss ich mir keine Gedanken mehr machen, stimmt´s?


Sehe hier gute Chancen für kleine Unternehmen und Freiberufler.
Festen Kundenstamm aufbauen und gute Leistung bringen bzw. als Händler gut wirtschaften.

Alle Unternehmen, die jetzt (leider) viele Mitarbeiter entlassen und scheinbar ohne diese auskommen, sind mir ein Rätsel.
Warum wurden die Mitarbeiter eingestellt?


QUOTE Gestern war ich bei einer Podiumsdiskussion über die derzeitige Finanzkrise. Da saßen nicht nur Banker aus der Schweiz, sondern auch einige aus China und den USA, alles in Englisch.

Der Haupttenor: Europa ist nicht China. Mag China sich auch ruinieren, Europa bleibt das Schlaraffenland wie eh und je, also kein Grund zur Sorge.


Gab es da auch Europäer?

Warum ruiniert sich China?
Ist es nicht immer noch Entwicklungsland?
 
Hallo hajue

In China können die Anleger auf Kredit weiterspekulieren. Deshalb wohl.

Auch wenn das der chinesische Banker nicht so gern hörte, wiederholten die Schweizer Banker (die auch in D tätig sind) immer wieder, wie rückständig China doch sei.
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Ich sehe für mich auch eher eine Chance, klingt jetzt unsensibel angesichts der Leidtragenden, doch sind Freiberufler nun mal billiger als Festangestellte, welche auch fürs Kranksein vergütet werden.

Bei einigen Firmen herrscht nun Kurzarbeit, aber ich frage mich auch, wie es kommt, dass die Leute auf einmal nicht mehr gebraucht werden. Ist es wirklich so, dass gleich haufenweise Kunden ausbleiben und die Aufträge derart stark zurückgehen?
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Meine Freundin - Boss einer Filiale - versteht es auch nicht, denn in Wirklichkeit hat sich nur die Haltung der Oberbosse geändert, welche noch mehr Profit herausholen wollen und nun auf einmal nicht mehr zufrieden sind. Liegt vielleicht daran, dass diese Geld verloren haben an den Börsen.
 
QUOTE (Rainer @ Sa 14.02.2009, 23:23) Wer schiebt den wirklich Panik? Selbst ich als Hypo Real Estate Kleinaktionär schiebe keine Panik. Naja, das einzige Böse was kommen wäre eine Zwangsenteignung der Aktien. Da kann man dann nicht mehr langfristig durch Nachkäufe seinen Verlust reinholen.


Nun ja, ich werde nie etwas in Aktien anlegen. Wenn das Geld nicht sicher wäre auf der Bank, würde ich es in unserem Keller vergraben.
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Ein paar Anmerkungen - eher kurz, siehe (1):

(1) Persönliche Krise - welche Krise? Bestandskunden kommen mit Stapeln neuer Wünsche, Neukunden kommen mit 50 - MB - Accessdatenbanken und wollen umziehen. Die Vorteile von Server-Daten, gerade auch in bezug auf die Kommunikation mit eigenen Kunden, verbessert die Marktposition der Kunden - das kommt ja erst jetzt allmählich in Gang. Gleichzeitig ist das jetzt auch drei Jahre auf dem Markt - das Eintagsfliegendasein ist Geschichte.

(2) Die USA haben jahrelang völlig über ihre Verhältnisse gelebt: Zu große Häuser (die nicht durch das Einkommen gedeckt waren) auf Kredit, bei Krediten gibt es so eine merkwürdige Konstruktion: Kredit für 6 % plus Klausel - Ergebnis: Schuldner zahlt 3 %, die Kreditsumme erhöht sich jedes Jahr um 3 %. Solche Kredite wurden dann verpackt, da risikoreich, gebündelt und weiterverkauft - da ist die 'deutsche Sparbuchmentalität' doch sehr weit weg. Haus kostet 100.000 - 'kriegst 150.000 als Kredit, brauchst ja was zum Leben, würdest woanders ohnehin keinen Kredit kriegen'.

(3) Das brachte Aufträge, Konsum -> damit Aufbau von Überkapazitäten. Die sind jetzt überflüssig -> also Entlassung.

(4) In den USA breitet sich eine Krankheit aus - weil irgendwelche Stechmücken aufgrund der vielen verlassenen und nicht mehr gereinigten Swimmingpools ideale Bedingungen vorfinden und sich ausbreiten. Das muß da in manchen Gegenden schon ziemlich dramatisch sein.

(5) Angesichts solcher Beispiele bestätigt sich meine Skepsis vor rein kredit-/fremdfinanzierten Webprojekten. Es gab ja auch schon Projekte in den letzten drei Jahren, die mit riesigem Aufwand gestartet wurden - und denen dann das Kapital ausging, so daß erneut nur Geld verbrannt worden ist. Machts das mit eigenem Geld - dann überlegt Ihr euch Investitionen dreimal.



<ot> Trauer / Lebbe is hard </ot>
 
QUOTE (hajue @ So 15.02.2009, 02:12) Alle Unternehmen, die jetzt (leider) viele Mitarbeiter entlassen und scheinbar ohne diese auskommen, sind mir ein Rätsel.
Warum wurden die Mitarbeiter eingestellt?

Weil sie zu dem Zeitpunkt noch gebraucht wurden.
Jedes Unternehmen entwickelt sich beständig weiter, automatisiert Prozesse und arbeitet an der Vereinfachung - und damit Kostenschlankheit - ihres Betriebsapparates.

Und damit werden pö a pö Leute überflüssig.

In den letzten Jahren hat meine Arbeit als Systemberater dazu geführt das zirka 8 Arbeitsplätze überflüssig und ihre Kosten eingespart wurden.
Und ich kann diesen Job nur mit ruhigem Gewissen machen weil wir mit 400.000 Arbeitsstellen und auch in der Krise noch einem AAA-Finanzrating, genug Kapazität haben den Leuten nicht zu kündigen sondern neue Jobs innerhalb des Unternehmens zu finden.

Und grade in Krisenzeiten werden diese Aktionen verdoppelt und auch gerne personelle Notreserven für KRankheiten oder Auftragsspitzen abgebaut. Sehr zum Leidwesen der Kollegen.


QUOTE Bei einigen Firmen herrscht nun Kurzarbeit, aber ich frage mich auch, wie es kommt, dass die Leute auf einmal nicht mehr gebraucht werden. Ist es wirklich so, dass gleich haufenweise Kunden ausbleiben und die Aufträge derart stark zurückgehen? 
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Ja, wenn du in USA und China tätig bist ist dem definitiv so.
Zur Weinachtszeit haben wir normalerweise Mehrarbeit von ca. 20%. Dieses Jahr war es nicht ein halbes % mehr. Gar nichts.
Für das erste Quartal liegen wir deutlich hinter den geplannten Wachstumsraten zurück. Es wird nicht weniger aber das Geschäft aus Übersee stagniert.
 
Hallo zusammen

Ich hab mal ein Fachbuch über diese Thematik lektoriert. Da stand auch, dass Spezialisten immer ihre Kunden finden. Die Ersten, welche ihre Arbeit verlieren, sind diejenigen, welche ersetzt oder eingespart werden können. Auf der anderen Seite sind geringqualifizierte Arbeitnehmer billiger, sodass vor dem Support durch Spezialisten zuerst der weniger qualifizierte Kundenservice für die ersten Abwicklungen eingesetzt wird. Von daher ist die Nachfrage nach Spezialisten auf wenige Stellen reduziert. Wer seinen Marktwert erhöhen will, muss durch ein herausragendes Angebot überzeugen, entweder kostengünstig für die Masse oder aber durch Kompetenz in Bereichen, wo weniger Konkurrenz herrscht und die Nachfrage aufgrund des Spezialistenmangels trotz höheren Kosten ausreichend groß ist.
 
Entweder einzigartige Bedarfserfüllung oder einzigartige Niedrigpreise.

Erinnert mich irgendwie an meine ersten VWL-Vorlesungen.
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Das lektorierte Buch gehört zum Basiswissen eines IT-Studienlehrgangs, der auf die staatliche Prüfung vorbereitet. Vielleicht deshalb. ;-)
 
QUOTE Europa ist nicht China. Mag China sich auch ruinieren, Europa bleibt das Schlaraffenland wie eh und je, also kein Grund zur Sorge.


Gehe heute auch ganz dezent mit meiner rosaroten Brille zur Arbeit. Nein ich bin kein Bänker !
 
Hab gerade wieder von Entlassungen gehört (Insider-Wissen). Ansonsten höre ich aus allen Ecken, dass Kurzarbeit gemacht wird.
 
Die Zahl der hiesigen Verkaufsangebote scheint mir jedenfalls eher hoch zu sein.
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Aber das sind ja 'bloß' die Bereinigungsgeschichten, die O'Reilly schon im Herbst vorhergesagt hat.

Die Agenturen, die auf die großen Etats der Banken und Autohersteller angewiesen sind ... da möchte ich jetzt nicht beschäftigt sein.
 
Ich hab das Ganze bisher immer auf die leichte Schulter genommen, doch nach meinen Insider-Infos und auch so erfahre ich immer mehr von Lohnkürzungen, Kurzarbeit, Freistellungen und Entlassungen. Wahrscheinlich wird es wieder unzählige Frühpensionierungen geben, wie es auch mein Vater erlebte, wobei die Pensionen gekürzt werden.
 
man sieht doch ganz klar 2 prozesse.

prozess 1:
es wird laufend neues "geld" erschaffen.

prozess 2:
die produktionsleistung geht permanent zurück.

unser geld ist durch nichts gedeckt, außer der gesamten wirtschaftsleistung (ziemlich witzig), und wenn die wirtschaftsleistung zurückgeht, dafür aber mehr geld erschaffen wird, dann wird es eine sehr üble inflation geben.

dann gibt es noch die "rettungsaktionen" der verschiedenen ländern.
die sind im grunde genommen nichts anderes als eine blasenbildung.
denn es wird einem unternehmen, welches im grunde 0$ wert sein müsste, ein völlig überzogener wert zugeschrieben.

zum beispiel aig, die sind klinisch tot, aber die regierung hat eine blase gebildet und den wert durch diese rettungspakete gesteigert.
sie haben dafür gesorgt, dass ein haufen dreck plötzlich 941.76 Millionen $ wert sein soll.
das selbe kann man von gm, citigroup, bank of america, fannie mae[..] sagen.
irgendwann machts tausendmal leise plopp und schon gibts wieder tausend neue probleme.

wie auch immer, ich würde jedem raten sein papiergeld gegen echte werte einzutauschen.
 
QUOTE (Flips @ Sa 7.03.2009, 09:35)zum beispiel aig, die sind klinisch tot, aber die regierung hat eine blase gebildet und den wert durch diese rettungspakete gesteigert.
sie haben dafür gesorgt, dass ein haufen dreck plötzlich 941.76 Millionen $ wert sein soll.
das selbe kann man von gm, citigroup, bank of america, fannie mae

Würde man diesen Haufen Dreck, abgesehen von GM, Pleite gehen lassen, würde sich auf einmal fast jedes Unternehmen auf besagtem Haufen wiederfinden. Das sollte man dabei nicht vergessen.
 
QUOTE (Moritz Klussmann @ Sa 7.03.2009, 12:33)
QUOTE (Flips @ Sa 7.03.2009, 09:35)zum beispiel aig, die sind klinisch tot, aber die regierung hat eine blase gebildet und den wert durch diese rettungspakete gesteigert.
sie haben dafür gesorgt, dass ein haufen dreck plötzlich 941.76 Millionen $ wert sein soll.
das selbe kann man von gm, citigroup, bank of america, fannie mae

Würde man diesen Haufen Dreck, abgesehen von GM, Pleite gehen lassen, würde sich auf einmal fast jedes Unternehmen auf besagtem Haufen wiederfinden. Das sollte man dabei nicht vergessen.

tjo dann ist das halt so.

im freien markt entscheidet nicht der staat was gut ist, sondern der konsument.
das tut er, indem er das produkt kauft, welches er gut findet.

wenn der konsument sich nun weigert autos von general motors zu kaufen, versicherungen von aig oder auch kredite von der citigroup, dann heißt das, dass deren produkte einfach schlecht sind und der konsument sie nicht will.
wenn dieser fall eintritt, dann sind die firmen entweder dazu gezwungen etwas besseres zu entwickeln oder aufzugeben, damit jemand anderes die chance bekommt.

wenn der staat dem bürger nun den job der subventionierung wegnimmt, dann ist das tyrannei und äußerst dumm, weil daraus noch nie etwas gutes geworden ist.
wenn obama weiterhin krampfhaft versucht die 3 großen autobauer in den usa zu "retten", dann werden die in 10 jahren nur noch planwirtschaftsmäßig trabbi autos herstellen und weiterhin auf "hilfe" angewiesen sein.


QUOTE (Thomas Jefferson)To compel a man to subsidize with his taxes the propagation of ideas which he disbelieves and abhors is sinful and tyrannical.
 
QUOTE (Lynn @ Sa 7.03.2009, 02:01)doch nach meinen Insider-Infos und auch so erfahre ich immer mehr von Lohnkürzungen, Kurzarbeit, Freistellungen und Entlassungen.

In den USA gab es von etwa 2002 an eine Blase, die ist jetzt geplatzt.

Von dieser Blase haben allerdings diverse andere Staaten über eine höhere Nachfrage ebenfalls profitiert - diese bricht jetzt ebenfalls weg.


Insofern ist das eigentlich ein erwarteter und auch notwendiger Bereinigungsprozeß.

Allerdings sind in den USA bis jetzt bloß hauptsächlich problematische Immobilienkredite geplatzt. Eine ähnliche Situation gibt es bei Autokrediten und bei Kreditkarten-Krediten.

Ein bißchen erinnert das an die Situation in Deutschland so zwischen 1990 - 1994: Da gab es eine Sonderkonjunktur wegen der Wiedervereinigung - diese führte aber dazu, daß eigentlich anstehende Anpassungen unterblieben.
 
QUOTE (Jürgen Auer @ Sa 7.03.2009, 13:01) Ein bisschen erinnert das an die Situation in Deutschland so zwischen 1990 - 1994: Da gab es eine Sonderkonjunktur wegen der Wiedervereinigung - diese führte aber dazu, dass eigentlich anstehende Anpassungen unterblieben.

Ja, in dieser Zeit wurde mein Vater auch frühpensioniert, hing vielleicht damit zusammen. Die Firma, wo er arbeitete, wurde später an eine deutsche Firma verkauft. Einige Pensionsempfänger befürchten weitere Pensionskürzungen. Da mein Vater während der Übergangszeit vor dem eigentlichen Pensionsalter starb, erhält meine Mutter jetzt das absolute Minimum.
 
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